ein paar Fakten und Zahlen technische Zukunftsvisionen Star Trek Quiz
… wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist lyrische Momente aus der Zukunft
=/\=“Der Weltraum. Unendliche Weiten…“=/\=
Wenn ich solche Aufnahmen des Hubble-Teleskops sehe, gerate ich ins Schwärmen – oder besser gesagt: innerlich breche ich für einen winzigen Moment aus dem Alltag und dessen Begrenzungen aus und empfinde Weite, Forschungsdrang, Aufbruchstimmung…
Natürlich vergesse ich dabei die menschenfeindliche Umgebung des Weltalls, die immensen Gefahren, die Einschränkungen und Unannehmlichkeiten, die die Raumfahrt für den Astronauten mit sich bringt und einfach alles, was meine positiven Vorstellungen torpedieren möchte – ich vergesse also die Vernunft, den Intellekt…
Aber ist das denn so verwerflich? Früher habe ich meine Affinität für Weltraum und vor allem für die Star Trek-Saga nicht nach außen getragen. Kindisch, fern jeder Realität, verrückt – waren noch die harmloseren Ausdrücke, die ein „Trekkie“ zu hören bekam. Ich setze dem heute die Begriffe phantasievoll, zum Träumen anregend, nachdenkenswert entgegen.
Dem muss beileibe nicht jeder folgen. Aber heißt „Alltagskreativität“ nicht auch, phantasieren, träumen können? Den Geist in neue Welten aufbrechen zu lassen, ohne Spott und Häme oder zumindest vielsagende Blicke zu ernten?
Mit meiner kleinen Star Trek-Sammlung zu bestimmten Themen (Hauptthemen: Wissenschaft, Menschlichkeit und Geschichte/Politik), v. a. humanistisch – philosophischer, psychologischer und gesellschaftskritischer Art (die nach und nach erweitert wird), möchte ich auch in diesem Kontext Mut machen, gedanklich kreativ zu werden, ohne den Anspruch zu entwickeln, professionelle dialektische Theorien aufstellen zu müssen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Stöbern auf diesen Seiten und wünsche Ihnen, dass Sie auch ein Thema für sich persönlich finden, das Sie positiv beschäftigt und Ihre Phantasie anregt, zu neuen Welten aufzubrechen.
Neue Lebenswelten?
Star Trek verfolgt durch alle Serien und Kinofilme hindurch den Zweck, den Zuschauern einen kritischen Spiegel ihrer eigenen Welt vorzuhalten und sie zum Nachdenken anzuregen. Dabei scheuten die US-amerikanischen Drehbuchautoren auch nicht vor Tabuthemen zurück, wie z. B. Homosexualität, Kriegsverbrechen, Umweltfragen, Menschenrechte (bzw. die Rechte von intelligenten Lebensformen), Rassismus, Fanatismus, Der Kalte Krieg, Frauenrolle, Behinderung, sexuelle Beziehungen, Vergewaltigung, Gott, Drogensucht, Genmanipulation, Terrorismus…
Konkrete Lösungen werden i. d. R. nicht angeboten. Der Zuschauer bekommt verschiedene, offen gehaltene Sichtweisen geboten, die zum Nachdenken und zur eigenen Meinungsbildung anregen.
Die Erde ab dem 22. Jahrhundert
Keinen Hunger, keine Armut, kein Krieg, sehr niedrige Kriminalitätsrate – die Lebenswelt von Star Trek ab dem 22. Jahrhundert. Es existiert eine Weltregierung, territoriale Grenzen wurden aufgehoben. Geld ist überflüssig, da das Wirtschaftssystem, v. a. der Produktionsbereich, durch die Technik der Replikatoren abgelöst wurde. Replikatoren sind Energie-Materie-Umwandler und können alle Dinge, die benötigt werden, ohne Einsatz von Arbeitskräften, Fabriken oder Ressourcen (abgesehen von Energie) herstellen.
Die Energieversorgung wird aufgrund des hohen technischen Fortschritts durch Geothermie, Sonnenenergie und Materie-Antimaterie-Reaktionskammern gewährleistet. Aufgrund dessen ist das Ökosystem der Erde völlig intakt, alle umweltverschmutzenden Technologien wurden durch umweltschonende ersetzt.
Überbevölkerung ist durch die Besiedelung des Weltraums kein Thema mehr, an dem sich soziale Ungleichheiten festmachen könnte. Umweltkatastrophen werden durch technisch weit fortgeschrittene Umweltregulationssysteme eliminiert. Die Medizin ist so weit entwickelt, dass die übliche Lebenserwartung eines Menschen bei gut 100 Jahren liegt.
Zentraler Wert ist nicht mehr der materielle Wohlstand, sondern die persönliche Weiterentwicklung, quasi die „Selbstverwirklichung“ eines jeden. Konkurrenzdenken wurde daher – nicht vollständig, aber in hohem Maße – unnötig, das „Miteinander“ bietet hinsichtlich der persönlichen Weiterentwicklung eine stabilere Basis als das „Gegeneinander“. Soziale Unterschiede sind weitgehend abgeschafft; durch die Nähe zu anderen intelligenten Spezies ist die Menschheit näher zusammengerückt. Es existiert prinzipiell nur eine soziale Differenzierung: Zivilbevölkerung und Sternenflotte. Der Wert der persönlichen Weiterentwicklung wird überwiegend durch den Forschungsdrang und das Streben nach Verständigung dargestellt.
Zum Schutz dieses „irdischen Paradieses“ gibt es nach wie vor eine militärisch strukturierte Organisation, die Sternenflotte, die überwiegend Forschungsaufgaben im Weltraum wahrnimmt, aber im Verteidigungsfall durchaus einzugreifen weiß.
soziale Strukturen
Seit TOS in den 1960er Jahren bestehen die Raumschiff-Besatzungen aus Multi-Kulti-Crews: Hautfarbe, Rassenzugehörigkeit, Geschlecht spielten keine Rolle mehr. Was für den heutigen Leser kaum beeindruckend wirkt, war jedoch vor allem in den USA Ende der 60er Jahre eine Revolution:
Mitten im Kalten Krieg wurde in einer US-amerikanischen Fernsehserie ein Russe (Pavel Andrejevich Chekov) zum Navigationsoffizier, Hikaru Sulu (japanisch-philippinischer Herkunft) war der 1. Steuermann, „Scotty“, ein Schotte, spielte den Chefingenieur und – ganz revolutionär: die Ostafrikanerin Uhura spielte als Kommunikationsoffizier eine Hauptrolle!
Btw: Nyota Uhura, auch wenn sie nicht als Hauptperson ersten Ranges konzipiert wurde, war eine herausragende Rolle: zum ersten Mal bekleidete eine dunkelhäutige Frau eine Führungsposition im Fernsehen (die Südstaaten drohten damit, deswegen die Serie nicht auszustrahlen) und Kirk und Uhura zeigten 1968 den ersten Filmkuss zwischen Schwarz und Weiß (TOS „Platos Stiefkinder“) – ein Skandal! Als die Schauspielerin Nichelle Nichols aus dem Dreh aussteigen wollte, überredete sie Martin Luther King weiterzumachen, da er die Bedeutung ihrer Fernsehpräsenz für das Selbstverständnis der schwarzen Amerikaner für überaus wichtig hielt.
Durch alle Serien und Filme hindurch agieren die Crews als Familie, in unterschiedlicher Gewichtung und Ausprägung. Die Offiziere vermitteln gegenseitig ein Gefühl der Geborgenheit und heimischer Ordnung. Man kann sich auf den unbedingten Rückhalt und die Verlässlichkeit der anderen verlassen und besitzt dabei doch ein größtmögliches Maß an individueller Freiheit. Das soziale Umfeld hat in Star Trek immer eine immense Bedeutung: äußere und innere Isolation ist immer ein Ort des Untergangs oder ein Nährboden für Selbsttäuschung.
Individualität, Toleranz, Würde, Freiheit und eine den Menschen positiv unterstützende Technik sind zentrale Begriffe des Star Trek-Universums.
Die „edleren Seiten unseres Wesens“
ethische Werte
Gene Roddenberry war bekennender Humanist. Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Toleranz bei gleichzeitiger Ablehnung von jeglicher Form der Diskriminierung sind zentrale Werte seiner liberalen Weltanschauung. Er schuf eine positive und optimistische Zukunftsvision und betonte gleichzeitig den Idealismus, der durch die Überzeichnung entstand. Er hoffte, mit diesem Idealismus etwas bewegen zu können. Seine humanistisch geprägte Sichtweise zieht sich durch alle Serien und Filme und ist in mannigfaltiger phantasievoller Ausprägung sichtbar. Besonders die Werte des Respekts vor anderen Menschen, Lebensformen und Kulturen, die Ablehnung jeglicher Form von Diskriminierung, der starke Wunsch nach Frieden, die Abkehrung von jeglichem Dogmatismus und der Einsatz der Wissenschaft als Unterstützung für diese Ziele sind deutlich in den handelnden Figuren und Szenerien zu entdecken. Er vermittelt durch die Handlungen der Crews die hohe Wertigkeit von Freundschaft, Loyalität, Toleranz und friedlichem Zusammenleben.
Er machte gleichzeitig aber auch immer wieder deutlich, dass jedes noch so hoch entwickelte System sensibel auf äußere und innere Störungen reagiert. Trotz aller Aufgeschlossenheit und Toleranz existiert in Star Trek auch das „signifikant Andere“. Die Crews müssen sich immer wieder dagegen abgrenzen oder zur Wehr setzen, um das eigene System vor Auflösung zu bewahren.
humanistisch – philosophische Themen
Die philosophischen Gedankenspielereien sind nicht in jeder Episode und in jedem Film auf gleich hohem Qualitätsniveau. Vor allem in TNG und in VOY wurde die humanistisch geprägte Ethik der Föderation manifestiert und viele Akzente gesetzt.
Eine Vielzahl der Episoden beschäftigt sich mit menschlichen Grenzerfahrungen und immer wieder geht es um die „Kernidentität“ des Menschen, meist in Hinsicht auf Verlust dieser Identität und ihrer Wiedergewinnung.
Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang, dass sich in jeder Crew mindestens ein Außenseiter, ein Fremder, ein kultureller Kontrast befindet:
- TOS: der Vulkanier Spock
- TNG: der Klingone Worf, der Android Data (s. u.)
- DS9: der „Wechselbalg“ Odo
- VOY: das MHN (Medizinisch-holographisches Notfallprogramm) der Doctor, Seven (ehemalige Borg)
- ENT: die Vulkanierin T’Pol und der denobulanische Arzt Dr. Phlox
Immer wieder werden zentrale Fragen der Menschheit aufgegriffen:
„Was macht die eigene Identität als Mensch aus?“
z. B. Spock, der als Halbvulkanier immer wieder mit seiner menschlichen Hälfte kämpft; Data, der seine Identität als Maschine gerne zugunsten einer menschlichen Identität aufgeben würde; Picard, der von den Borg zeitweise assimiliert wird und als Locutus von Borg eine völlig andere, konträre Identität annehmen muss usw.„Was ist der Ursprung alles Seins?“
z. B. „Q“ als allmächtige, fast göttliche Lebensform; die Spiritualität von den Bajoraner oder des Indianers Chakotay usw.„Was ist Sinn und Essenz von Bewusstsein und Leben?“
z. B. Data, dessen Bewusstheit ausgeschaltet werden kann; der Doctor der Voyager, der erbittet, sich selbst abschalten zu können; Figuren des Holodecks, die durch äußere Umstände ein Bewusstheit ihrer selbst entwickeln usw.„Was ist Zeit?“
zahlreiche Episoden drehen sich um Zeitreisen und ihre Paradoxa; bei TNG gibt es den „Reisenden“, eine hochentwickelte Lebensform, der sich durch Raum und Zeit bewegt usw.„Was ist falsch, was ist richtig, was gut und was böse?“
Diese philosophische Fragestellung findet sich in so gut wie jeder Episode und Film, ebenso die Frage:„Was ist Leben?“
Unerheblich, welche dieser Fragestellungen (es gibt natürlich noch mehr) bei welcher Episode im Vordergrund steht, ein wichtiges, eigentlich banales Grundmotiv ist immer vorhanden: Finde deinen Weg durch alle Fragen und Widrigkeiten hindurch und nutze dabei alle Möglichkeiten, welche dir zur Verfügung stehen. Jeder Mensch steht immer mal wieder vor scheinbar nicht auflösbaren Schwierigkeiten. Star Trek bietet im Handlungsmuster des aktiven Auseinandersetzens eine anschauliche und alltagstaugliche Lösungsmöglichkeit. Die Kunst des Improvisierens wird in diesem Zusammenhang sehr oft zelebriert (kreativ! ?), ebenso wie eine oftmals nur leichte Veränderung des Blickwinkels, u.a. durch interdisziplinäres Denken. Auch äußerer (Flucht) und innerer (Auszeiten) Rückzug werden als Lösungsansatz angeboten. Es liegt dabei an jedem einzelnen, sich einen sinnvollen Weg zu suchen. Wichtig ist nur, dass man es aus voller Überzeugung tut.
Außer dem deutlich humanistisch geprägten Weltbild findet man auch viele Aspekte der abendländischen Aufklärung, z.B. darin, dass der Mensch als vernünftiges und autonomes Wesen, das wissbegierig seine Umwelt erforscht, dargestellt wird.
Bei der Beschreibung der vulkanischen Philosophie (Vertreter: Surak) durch Spock, Tuvok oder T’Pol wird man an Platon erinnert oder an die Vorstellungen der griechisch-römischen Antike. In diesem Zusammenhang fällt auch die Geschichte auf, die beschreibt, dass sich die Romulaner von Vulkan abgespalten und auf dem Zwillingsplaneten Romulus und Remus (!) ein Imperium errichtet haben.
Der Wunsch nach einer relativ gewaltfreien Welt war mit Raumschiffen, deren vordringliche Aufgabe zwar die Erforschung war, die aber dennoch militärisch ausgerüstet und organisiert sind, nicht ganz einfach umzusetzen. Die Vision des weitgehenden Friedens wurde vor allem durch die Interaktionen der Figuren für den Zuschauer erzeugt. Ein interessantes Phänomen in diesem Zusammenhang ist für mich der „vulkanische Nervengriff“, den bereits Spock formvollendet zelebrierte: Dieser Griff ist ein dramaturgisches Mittel, um ausschweifende Aggressivität zu verhindern.
Lebensformen – Spiegel unserer selbst?
Zahlreiche andere Spezies dienen als Projektionsfläche für als negativ empfundene Eigenschaften des Menschen. Durch die Verlagerung nach außen ist eine Konfrontation mit den Seiten des Menschseins, die eher im Verborgenen liegen und ungern betrachtet werden, eher wertoffen möglich.
Wie oben erwähnt, werden aber auch zahlreiche, je nach Zeitgeist brisante, Themen durch die Figuren selbst gezeichnet. Ein wichtiger Effekt in Star Trek ist, dass sich die handelnden Figuren niemals selbst allzu ernst nehmen; oft enden Episoden damit, dass man sich gegenseitig mit einer kleinen Schwäche aufzieht – es sind immer allzu menschliche Schwächen.
Ein typisches Beispiel dafür: In TNG „Die Sorge der Aldeaner“ geht es um ein Volk, dass genetisch nicht mehr in der Lage ist, sich selbst zu reproduzieren und daher 7 Kinder der Enterprise entführt. Eine von Captain Picards immer wieder beschriebene Eigenschaft ist, dass er sich bei Kindern sehr unwohl fühlt und ihnen am liebsten nicht begegenen möchte. Die ungezwungene Art von Kindern weicht seine Förmlichkeit offenbar so auf, dass er sehr unsicher wird. Am Ende des Films wird diese seine Förmlichkeit humorvoll in Szene gesetzt, da sich die geretteten Kinder bei ihm bedanken wollen und ihm gleichzeitig einen Streich spielen, den er jedoch nicht bemerkt.
Konflikte und Spannungen, die im Laufe des Filmes oder der Episode entstanden sind, werden durch Streben nach Frieden entschärft oder aufgelöst und durch den Humor entspannt. Dabei wird die sensible Grenze zur Lächerlichkeit (bzw. lächerlich gemacht werden) penibel eingehalten.
Musik nimmt übrigens – unterschwellig – einen hohen Stellenwert in der Star Trek-Saga ein. Beispiele dafür: Spock spielt häufig auf seiner vulkanischen Harfe; Picard liebt die Flöte; Klingonen stimmen situationsabhängige Gesänge an und die klingonischen Opern sind berühmt-berüchtigt; Data ist Mitglied in einem Violinquartett; Riker ist Posaunist; Harry Kim spielt Klarinette; Seven singt und spielt Klavier und der Doctor wird sogar Gesangsvituose.
Es gibt viele interessante Charaktere im Star Trek-Universum, die uns meist sehr effektiv einen Spiegel vorhalten. Als erstes möchte ich Data herausgreifen (andere Figuren folgen später).
Data – menschliche Maschine
Die Figur „Data“ in TNG ist für mich eine der Highlights der gesamten Saga. Sie ist in ihrer vielschichtigen Ausarbeitung so komplex, dass unglaublich viele existentielle Themen allein durch die Interaktionen dieser Figur angeschnitten und beleuchtet werden.
Data ist ein Android, genauer gesagt sogar der einzige Android in dieser Ausprägung – Data ist einzigartig. Sein Aussehen wurde von seinem Schöpfer Dr. Noonian Soong menschlich angelegt, nur seine Augen sind leuchtend gelb und seine Hautfarbe ist weißer als weiß und somit eine ideale Identifikationsfigur für alle Rassen.
Die Dialektik von Mensch und Maschine wirft viele philosophische Fragen auf (s. o.). Vor allem Begrifflichkeiten wie Geist, Seele, Bewusstsein, Leben werden im Zusammenhang mit Data sehr gekonnt in Szene gesetzt. Der Android wurde mit einem umfassenden Ethik-Regelwerk programmiert, das die humanistisch geprägte Star Trek-Ethik in seiner Reinform für den Zuschauer transparent macht.
Data ist in gewisser Hinsicht Spocks Nachfolger. Beide hadern mit dem Phänomen des „Menschlich-Seins“, jedoch aus ganz unterschiedlichen Perspektiven: Spock, der halb Vulkanier und halb Mensch ist, versucht stets, seine menschliche Seite zu unterdrücken. Data, ein Maschinenwesen, hat das unbedingte Streben, menschlich(er) zu werden. Dies ist sogar sein primäres Ziel und daran arbeitet er unermüdlich. Das Bestreben Datas menschlich zu werden und Emotionen zu verstehen, musste geradezu als dramaturgisches Element konstruiert werden, denn einem gänzlich emotionslosen Androiden wäre die Crew und ihre Interaktionen völlig egal – dies würde nicht zum humanistisch geformten Weltbild der Serie, der Wichtigkeit sozialer Gefüge, passen.
Data wird als Figur mit besonderen Fähigkeiten dargestellt, z. B. einer überragenden „Intelligenz“, übermäßig großer körperlicher Kraft und Geschicklichkeit – andererseits aber ebenso mit besonderen Defiziten. Dabei ist vor allem das Fehlen jeglicher Emotionen zu nennen, dessen Thematik viele TNG-Episoden bereichert hat. Dadurch, dass keine Emotionen schauspielerisch dargestellt werden, kommt der Zuschauer in die Situation, Datas Gefühlszustände zu interpretieren und sich in die spezifische Situation hineinzuversetzen (Identifikation). Dies wird i. d. R. unterstützt von der situationsabhängigen Filmmusik. Der Zuschauer kann nicht mit Data fühlen, er soll anstelle von Data die adäquaten Emotionen zeigen.
Data agiert durch seine emotionsfreie logische Sachlichkeit oft so, dass er seine Mitmenschen vor den Kopf stößt – die ihm aber wiederum nicht dauerhaft böse sein können, da er ja nicht anders handeln kann. Dieses „vor-den-Kopf-stoßen“ ist in vielen Szenen einfach nur das Vorhalten einer Wahrheit, die nicht empathisch verpackt wird und dadurch Enttäuschung, Wut oder Resignation in der betroffenen Person hervorruft:
Zwischenzeitlich und kurz kann Data tatsächlich Emotionen wahrnehmen und selbst welche empfinden – einmal, weil ihm „Q“ für einige Momente das Wesens des Humors fühlbar macht und ein anderes Mal, weil er sich einen Emotionschip implantiert.
Die Figur eines emotionslosen Androiden wird jedoch nicht konsequent durchgehalten, was nur ein Gewinn für die Serie ist. Dramaturgisch wird das zumindest zeitweilige Vorhandensein von Emotionen mit „Unterprogrammen“ begründet – z. B. ist die Rede von einem „Scham-Unterprogramm“, das ihm die Richtlinie dafür gibt, sich der Crew bekleidet zu zeigen. Data hat aber insgesamt durchaus menschliche Züge, die immer wieder die Frage aufwerfen, wie sich „Leben“ eigentlich definiert. Z. B. kann er über sich selbst reflektieren und ist sich seiner selbst bewusst. Er hat eine Anzahl von Hobbys entwickelt (Musik, Malen, Lyrik), obwohl Kreativität ja eine zutiefst menschliche Eigenschaft ist. Er versucht Freundschaften aufzubauen und zu pflegen und ist in der Lage, aus Erfahrungen zu lernen und sich dadurch weiterzuentwickeln. Data belegt Gegenstände mit persönlicher Wertigkeit, wie man in der philosophischen Episode „Wem gehört Data?“ deutlich sehen kann. In dieser Folge geht es darum zu entscheiden, ob Data Besitztum der Sternenflotte oder ob er ein intelligentes Lebewesen ist, das die gleichen Rechte hat, wie alle Lebensformen.
Data versteht das Konzept des Humors nicht, ist aber selbst oft Auslöser für Heiterkeitsausbrüche. Dies liegt daran, weil er zum einen viele sprachliche Alltagsfloskeln wörtlich nimmt und zum anderen in den Bereich, die ihm fremd sind, eine kindliche Neugier und Naivität zeigt. Dieser Punkt macht Data für viele Zuschauer zum Sympathieträger und zu einem der liebenswürdigsten Figuren im Star Trek-Universum, diese Mischung aus einer schier unermesslichen kognitiven Potenz und der verletzlichen „Seele“ eines Kindes.